Care
Als sich der Vorhang der ersten AktivitĂ€t hob, war schon viel passiert. Die FrĂŒhaufsteher hatten bereits Vorbereitungen getroffen, um die zu empfangen, die erst zur Mittagszeit eintreffen konnten. Als wir uns im Kreis fĂŒr die einfĂŒhrende Vorstellungsrunde versammelten, hatte der Gemeinsinn bereits das Miteinander geprĂ€gt: GemĂŒse war fĂŒr das gemeinsame Mittagessen geschnitten worden, Kaffee zubereitet, um die MĂŒdigkeit des frĂŒhen Nachmittags zu bekĂ€mpfen, und das Geheimnis der Mikrowellen-Popcorn-Kunst entfaltet, um die Luft mit dem Duft von Vorfreude zu erfĂŒllen. Diese fĂŒrsorgliche AtmosphĂ€re durchdrang jeden Augenblick unseres ersten Zusammentreffens. Und trotz der Harmonie, die aus diesem Bericht spricht, waren starke Spannungen spĂŒrbar, begleitet von bedeutenden Diskussionen ĂŒber Sorgearbeit generell, die Externalisierung von Prozessen und die sich ergebenden Konflikte zwischen Lehre und Verwaltung in der Hochschulbildung.
Risiko
In unserer Abschiedsrunde wurde unmissverstĂ€ndlich klar, dass, obwohl die zukĂŒnftigen Spektakel des Wanderzirkus in vielerlei Hinsicht noch ein RĂ€tsel darstellen, er bereits seinen eigentlichen Zweck erfĂŒllt â nĂ€mlich, die Zirkusleutâ herauszufordern. âIch bin an meine Grenzen gekommenâ. Dieses Bild verdeutlicht einerseits, dass die eigenen individuellen Grenzen nicht ĂŒberschritten wurden, weist aber andererseits auch auf die Weite unserer Möglichkeiten hin: Wir sind zu weit mehr fĂ€hig, als wir uns zutrauen. Es zeigt, dass wir sogar im Stande sind, unsere epistemischen Fundamente in Frage zu stellen, ohne den festen Boden unter den FĂŒĂen zu verlieren. Der doppelte Boden des Wanderzirkus ermöglicht es uns, einen Salto von âEarth as Businessâ bis hin zu Pachamama zu machen, ohne den Sturz zu fĂŒrchten.
Ortsbindung
Der Wanderzirkus trĂ€gt seinen Namen nicht allein aufgrund seiner sporadischen Auftritte in verschiedenen StĂ€dten. Bereits bei unser ersten Station in Jena ĂŒberwanden wir die Grenzen dieses nomadischen Charakters, indem wir AktivitĂ€ten auf verschiedene Orte in der Stadt verteilten. Das brachte einen neuen Blick auf unsere Praktiken mit sich: das Abenteuer, mit den AktivitĂ€ten des Tages an einem unbekannten Ort zu beginnen; der gemeinsame Weg zum Veranstaltungsort und der Austausch von Ideen und Launen mit denjenigen, mit denen wir den Tag verbringen wĂŒrden; die Arbeit, unseren eigenen Aufenthaltsort einzurichten und ihn am Abend in gutem Zustand zu verlassen â wenn möglich, besser als bei der Ankunft⊠Die MobilitĂ€t und Ungewissheit des Zirkus ermöglichten es uns, zu erkennen, wie viel von unserem tĂ€glichen Leben wir als selbstverstĂ€ndlich ansehen, und wie sehr dies unsere Arbeit in der Bildung beeinflusst. Gleichzeitig brachte jeder neue Standort Impulse und spezifische Erfahrungen mit sich, die uns halfen, in einen Dialog mit der Stadt zu treten und individuelle Mechanismen zu schaffen, damit wir an unseren Herkunftsorten ein gröĂeres Publikum erreichen und noch ungehörte Stimmen in die Hochschulbildung einbringen können.